Die Alte Schule in Lipporn wurde 1820 bis 1822 erbaut, die neue Schule 1962. Im Jahre 1974 wurde die neue Schule zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut.
Die Original Schulchronik ab 1819 - 1914 und 1956 - 1970 wurden uns von der Nikolaus-August-Otto Schule Nastätten zur Verfügung gestellt (können im Rathaus an der Sprechstunde des Bürgermeisters eingesehen werden). Diese lagerten dort von 1970 bis Oktober 2017 im Archiv, da die Alte Schule Lipporn am 30. September 1970 im Rahmen der Schulzusammenführung die Volksschule Lipporn aufgelöst wurde. Ab 01. Oktober 1970 besuchten die Kinder die Grund- und Hauptschule in Nastätten.
Nachfolgend aus dem Besitz von Frau Dr. Zahorka aus Wiesbaden, deren Großtante, Getrud Baecker aus Wiesbaden, in den 60er Jahren Ahnenforschung betrieben und Einträge aus der Schulchronik von 1859-1871, 1836-1847 und 1858 aus der Sütterlinschrift in Lateinische Ausgangsschrift "übersetzt" hat.
Einträge von Johann Jakob Keller
Lehrer in Lipporn 1836-1847
-Dem bisherigen Lehrvicar D. Sopp, welcher seit dem 1. Jan. 1825 bis den 31. Mai 1836 mit Segen in dieser Gemeinde gewirkt hatte, folgte nun einem Rufe Hoher Landesregieurng als Lehrer an die Schule zu Bechtheim. Seine Stelle wurde mit dem 1. Juni 1836 dem Schul=Candidaten Johann Jacob Keller aus Flacht, A. = Diez, übertragen. Derselbe wurde geboren den 13. Jan. 1817. Frühe schon bereitete er sich bei tüchtigen Schulmännern auf diesen Beruf vor; besuchte die Aspiranten= und Concursprüfung in Idstein, und nach erreichtem 16ten Lebensjahre wurde ihm der Eintritt ins Seminar gestattet. Drei Jahre besuchte er diese Bildungsanstalt.
Die ihm zugesicherte Besoldung ist dieselbe wie bei seinem Vorgänger (bei diesem angegeben: aus der dasigen Gemeindekasse Einhundert und dreissig Gulden, sodann aus dem Kirchenfond für das Vorsingen in hiesiger Kirche zwanzig Gulden")
"Meine erste Frühlingsprüfung wurde am 17ten Mai 1837 gehalten." Die Zahl der Schulkinder schwankt in 4 Klassen zu je 2 Jahrgängen meist zwischen 50 und 60, erreicht 1846 den Höchststand von 82 (jährliche genaue statistische Eintragungen).
"Endlich kann hier auch die Rede sein von einem Schulhause, das Lipporn so lange hat entbehren müssen. Früher, als diese Gemeinde-die Evangelische mit Welterod und die Katholische mit Schönau-vereinigt war, wurde ihr von H.Domäne Lehrer und Lehrerzimmer unentgeldlich gestellt. Die hiesige Gemeinde, sich auf ihr früheres Recht berufend, glaubte ein neues Schulgebäude zu bauen nicht allein schuldig zu sein, und so kam es zum Vergleich. Herzogliche General=Domänen=Direction bot der Gemeinde 1750 fl. unter der Bedingung, auch für immer von allen Reparaturen des Schulgebäudes frei zu sein. Die Gemeinde nahm dies an. Im Sommer 1839 wurde der Bau angefangen und bis Herst 1840 vollendet. Das Schulgebäude steht an der Hauptstrasse des Ortes. Es besteht aus einer Wohnung für den Lehrer und einem grossen und freundlichen Lehrzimmer; auch feht das nötige Hintergebäude nicht. Das ganze Gebäude kommt die Gemeinde mit dem Bauplatz an 4428fl 11sg.
Am 14ten Oktober 1840 wurde dieses Gebäude eingeweiht. Die versammelte Jugend wurde an diesem Tage von den beiden ehrwürdigen Geistlichen, dem Herrn Pfarrer Wagner zu Welterod und Herrn Pfarrer Noll zu Schönau, ihrem Lehrer, von dem Schul- und Ortsvorstande in ihr künftiges Bildungshaus geführt. Eine Menge Menschen folgte diesem Zuge. Ein Choral von der Jugen gesungen, grüsste zuerst dsas jetzige Lehrzimmer.Hierauf folgten die kernhaften Reden der beiden Herrn Geistlichen. Zum Schluss wurde mit Instrumenten begleitet das Lied gesungen: Heil, unserm Herzog Heil! Dieser Tag war ein Festtag für die Ganze Gemeinde.
Im Dezember 1842 gez. Keller
"In der Schulchronik steht nicht, dass J.J. Keller am 29. März 1840 in Lipporn Elisabethe Dorothea Nefferdorf heiratete, sodass die beiden als erste Lehrerfamilie das Lipporner Schulhaus bewohnten."
Vom 1. Jan. 1841 wurden mir 230 Wiese, Saukessel genannt, auf die Dauer meiner Dienstzeit dahier zur unentgeldlichen Benutzung gütigst überlassen.
Laut Decret hoher Landesregierung vom 22. Juli 1842 ist mir eine jährliche Gehaltszulage von fünfundzwanzig Gulden aus der hiesigen Gemeindekasse vom 1. Juli dieses Jahres an gütigst bewilligt worden.
Vom 1. Juli 1843 an wurde mir eine jährliche Gehaltszulage von 25 fl. aus der hiesigen Gemeindekasse gütigst bewilligt und hiermit die hiesige Schulstelle zur wirklichen Lehrerstelle erhoben.
Als besonders störend für die hiesige Schule muss hier angegeben werden, dass der hiesige Lehrer vom 1. Mai 1843 bis zum Herbst desselben Jahres an 3 halben Tagen und von da bis zum 1. August 1845 an zwei halben Tagen in der Schule zu Oberwallmenach unterrichten musste, weil der dasige Lehrer Becker von Hoher Landesregierung beurlaubt war.
Durch Rescript Hoher Landesregierung vom 28. Jan. 1846 wird den Schülern vom 10ten bis 14ten Lebensjahr nur confessioneller Relegionsunterricht erteilt, weshalb die katholischen Schüler der beiden oberen Klassen wöchentlich an 4 Vormittagen den Religionsunterricht des Herrn Pfarrer zu Schönau besuchen.
Nachdem ich nun elf Jahre und 2 Monate dahier gelebt und gewirkt, folgte ich mit dem 1. August dieses Jahres dem Rufe Hoher Langesregierung als Lehrer an die Schule zu Dickschied Amts Langenschwalbach.
Mein Scheiden wird mir schwer. Aber ich will mich eilen, den Ort zu verlassen, wo mein Herz noch lange ist, damit der Abschied mir nicht noch schwerer wird. Ja, ich muss scheiden von würdigen Vorgesetzten, die für mein Wohl so liebevoll besorgt waren und mich darum ewig zum Dank verpflichtet haben, ich muss scheiden von Schülern, die mir zwar öfters Schweiss verursachten, aber durch anhaltenden Fleiss auch manche Freude bereiteten; ich muss scheiden von einer Gemeinde, in welcher ich so manches Gute genossen habe, in welcher Liebe und Freundschaft mir so manche schöne Stunde würzten. So wünsche ich denn diesen heuern Seelen das schönste Lebewohl!
Ja lebt ewig, ewig wohl !!!
Lipporn, den 30. Juli 1847
Gez. Keller
Das Lipporner Schulgut.
(Aufstellung von Lehrer Fritz 1858)
Die Schule hatte sich einer Vermehrung des Schulgutes zu erfreuen.
Da auf Hoher Verfügung sämtliche Schulstellen erhöht und das bisherige Schulgut, wo es möglich war, vergrössert wurde, so wurden dahier das dem seitherigen Lehrer persönlich zugewiesene Schulgut als Eigentum der Schule hingewiesen, sowie durch eine Wiese in den Weyergräben vermehrt.
So hat die Schule dahier
a) an Ackerland:
1. Nro. 3 u. 4 (der Schinnkippel genannt) circa 120 Ruthen
2. Nro. 5 jenseits des Wege von ungefähr 60 Ruthen
3. Ein Acker am Diethardter Weg von 40°, der aber wieder zu Wald angelegt werden soll.
4. Ein Acker (die Gewann genannt) von 30°, der aber von mir zu einer erträglicheren Wiese angelegt wurde.
b) an Wiesen
1. Der Saukessel 2 Morgen 17 Ruthen
2. Die Weyergräbenwiese von ungefähr 40 Ruthen.